Warum Gymnastizierung?

Warum reden eigentlich so viele Reiter über Gymnastizierung? Ist es besser mein Pferd täglich zu reiten oder nur zwei Mal in der Woche? Und welche Art der Gymnastizierung ist die Richtige? Wie hoch soll das Pferd den Kopf beim Reiten tragen? Und wieviel Biegung ist überhaupt gut?…

Genau diese und viel mehr Fragen habe ich mir vor nicht allzu langer Zeit auch gestellt. Da ich zusätzlich noch ein Pferd mit mysteriöser Taktunreinheit hatte, die auf keine Therapie ansprach, war ich fest entschlossen dem Rätsel auf die Spur zu kommen. Ich probierte jahrelang verschiedenste Ansätze aus Deutschland, Frankreich, Portugal, Holland, der Schweiz und den USA aus. Mein Pferd war mir dabei der beste Lehrmeister, denn sein bereits aus dem Gleichgewicht geratener Körper zeigte mir gleich an, sobald ich am Holzweg war.

Die Lösung war so denkbar einfach, wie doch anspruchsvoll in der Umsetzung: immer in das Pferd hören, sehr regelmäßige, kurze Einheiten mit richtig gerittenen Seitengängen und minimale, feinste Hilfengebungen ließen die Taktunreinheit vollständig verschwinden und brachten die jahrelang ersehnte Bemuskelung.

Zwischen diesen beiden Bildern liegen 11 Monate. Sie zeigen keine zufälligen Momentaufnahmen, sondern sie repräsentieren auch meine Wahrnehmung auf die Veränderungen, die ich bei meinem 18-jährigen Pferd miterleben durfte. Rundere Bemuskelung, viel mehr Kraft, geschmeidigere Bewegungen, glänzendes Fell (früher war das Fell auf der Kruppe immer etwas stumpf gewesen), gesteigertes Selbstbewusstsein, mehr Zufriedenheit, ja sogar das Erlernen des fliegenden Galoppwechsels mit 19 Jahren waren einige davon. Alle anderen Faktoren blieben im Übrigen gleich: zu beiden Zeitpunkten, wurde das Pferd fünf Mal pro Woche geritten, bekam 24h Heu ohne Kraftfutter und stand im selben Stall und in derselben Herde. Verändert habe ich nur wie ich mein Pferd geritten bin.

Durch Pferdestunden in meiner Umgebung möchte ich anderen ReiterInnen und Pferden vielleicht ähnliche, jahrelange Suchen ersparen und den Pferden zu mehr Kraft, Leichtigkeit und Vertrauen verhelfen. Außerdem ist es eine große Freude, ein so kräftiges und motiviertes Pferd mit feinsten Hilfen zu reiten, die eigentlich jedem zuteil sein sollte.

An dieser Stelle möchte ich mich auch noch ganz herzlich bei der Bückeburger Hofreitschule bedanken, da sie durch die großzügige Auskunft über ihre Erfahrungswerte und ihre Ausbildungsphilosophie ein wichtiger Wegweiser für uns war. Den Besuch ihrer Reitkunstseminare kann ich sehr empfehlen.